In einer spektakulären Verhaftung auf der Nordseeinsel Sylt in Schleswig-Holstein wurde am Montagmittag das Luxus-Hotel „Benen-Diken-Hof“ in Keitum von Spezialkräften des Landeskriminalamts gestürmt. Ihr Ziel war der Masseur und Fitnesstrainer, der dort arbeitete. Die Ermittler identifizierten ihn als Valerio Salvatore Crivello (44), der im Verdacht steht, ein Mitglied der kalabrischen Mafia „‚Ndrangheta Scofano-Martella“ zu sein. Er soll unter falschem Namen im Hotel untergetaucht sein, um einer lebenslangen Haftstrafe wegen eines Mordes in Italien zu entkommen, wofür seit drei Jahren ein europäischer Haftbefehl gegen ihn vorlag.
In dem familiär geführten Luxus-Hotel war Crivello unbemerkt tätig, da vor Ort großen Wert auf Privatsphäre gelegt wird. Die 50 Zimmer im Landhausstil sind auf neun reetgedeckte Häuser verteilt und bieten teilweise Privat-Spa und Kamin. Gäste können ihren Abend bei Austern und Champagner genießen und sogar Ballettaufführungen im Hof erleben. Die Preise für ein Doppelzimmer beginnen bei etwa 400 Euro pro Nacht.
Der Vorfall, der Crivello ins Gefängnis brachte, ereignete sich Ende Mai 2003 in der Stadt Paola in Kalabrien. Dort wurde der Bauunternehmer Pietro Serpa (50), der angeblich Verbindungen zur Unterwelt hatte, von einem Auto verfolgt und aus diesem heraus mit einem Gewehr erschossen. Serpa verstarb.
Nach den Ermittlungen handelte es sich um einen Anschlag der gefürchteten „‚Ndrangheta“, einer der größten Mafia-Organisationen weltweit, die durch Drogen- und Waffenhandel jährlich einen Umsatz von rund 50 Milliarden Euro erzielt.
Crivello wird beschuldigt, der Täter gewesen zu sein. Vor seiner Haftstrafe in Italien trug er ein elektronisches Armband, das er aus bisher ungeklärten Umständen im November 2020 abschütteln konnte. Derzeit befindet er sich in einem deutschen Gefängnis, und ein Auslieferungsverfahren ist im Gange.
